Hippokrates
Hippokrates
Hippokrates
Steckbrief
Name
Hippokrates = griechisch
Geburts- und Todesjahr
* Um 460 v. Chr. Wahrscheinlich auf der griechischen Insel Kos.
† Um 370 v. Chr. Evtl. aber auch 375, 377 oder 380 in Larissa (Thessalien in Griechenland)
Geburtsort
Ägäisinsel Kos
Eltern
Vater: Heraklides
Mutter: Phänarete oder Praxithea
Allgemeines

Es gab insgesamt sieben Ärzte mit dem Namen Hippokrates, hier ist der Enkel von Hippokrates dem Ersten gemeint. Dieser hatte auch zwei Enkel mit dem gleichen Namen.

Lebenslauf

Auch wenn es außer Frage steht dass es sich bei Hippokrates um eine historische Person handelt, so existieren mehr Mythen als belegte Informationen zu seiner Biographie. Die wohl älteste bekannte Erwähnung des Hippokrates stammt von Platon (ca. 427-348 v. Chr.). Er erwähnt in seinem literarischen Werk „Protagoras“ (ca. 388/387 v. Chr.) den Hippokrates:

[...]
Somit standen wir auf, und gingen im Hofe umher. Ich nun wollte gern des Hippokrates Willenskraft erproben, betrachtete mir ihn daher recht, und fragte ihn: Sage mir, Hippokrates, zum Protagoras willst du jetzt, um ihm Geld für dich zu entrichten, hingehn, aber als zu wem willst du doch hingehn? Und um was doch zu werden? Wie wenn du zu deinem Namensverwandten, dem Hippokrates von Kos, dem Asklepiaden, gehen wolltest, dem Lehrgeld für dich zu bezahlen, und es fragte dich jemand: Sage mir, Hippokrates, dem Hippokrates willst du Lehrgeld entrichten, als wem doch? Was würdest du antworten?
Ich würde sagen, sprach er, als einem Arzte.
[...]

Darüber hinaus gibt es vier überlieferte Lebensbeschreibungen des Hippokrates, die allerdings erst sehr viel später nach seinem Tode verfasst wurden:

  • Soranos v. Ephesos (1./2. Jhd. n. Chr.) „Hippokratous genos kai bios kata Sõranon“
  • Mehrere Autoren (10. Jhd. n. Chr.) „Suda-Lexikon“
  • Johannes Tzetzes (12. Jhd. n. Chr.) „Historiarum variarum chiliades“
  • Unbekannter Autor (6. Jhd. n. Chr.) „Vita Bruxellensis “ - „Yppocratis genus, vita, dogma“ (unvollständig erhalten)

Als gesichert kann im Lebenslauf angesehen werden dass Hippokrates von seinem Vater ganz im Sinne der Tradition der Asklepiaden-Familie zum Arzt ausgebildet wurde. Bei den Asklepiaden handelt es sich um eine auf der Insel Kos lebenden Familie, die in direkter Linie von dem Heilgott Asklepios abstammen soll. Nach seiner Ausbildung praktizierte er selbst als Arzt und bildete seinerseits Schüler aus, darunter auch seine Söhne Drakon und Thessalos. Aus dieser Tätigkeit ging die Ärzteschule von Kos hervor. Hippokrates praktizierte auch als Wanderarzt, bevor er als alter Mann im Ort Larissa in Thessalien starb.

Der durch Hippokrates hervorgerufene Wandel

Den ersten Schritt zu einer rationalen und wissenschaftlichen Heilkunde, also ohne die Hilfe von Göttern, Religion und Kult, haben ohne Zweifel die Naturphilosophen wie Alkmaion und Empedokles, um nur zwei zu nennen, im 6.-5. Jhd. v. Chr. gewagt. Sie haben versucht, rein durch Vernunft und Logik, Vorgänge in der Natur und somit auch in der Heilkunde zu erklären. Einen zweiten und mindestens ebenso wichtigen Schritt hat maßgeblich mit Hippokrates begonnen. Er ergänzte die auf Vernunft und Logik basierende Heilkunde um die Beobachtung von Krankheiten und deren Verlauf. Er unterteilte den Verlauf einer Krankheit in drei Abschnitte, der Rohheit, der Kochung und der Krise. Natürlich verlor er dabei niemals eine der wichtigsten Grundüberlegungen aus dem Auge und lehrte, dass Krankheiten nicht durch die Götter ausgelöst würden, sondern ihren Ursprung immer in der Natur hätten.

Hippokrates hatte sich selbst mit seiner Lehre eine kaum zu bewältigende Aufgabe gestellt. Seine Vorgänger hatten es leicht, konnten sie Krankheiten und deren Verlauf wie Ausgang immer den Götter in die Schuhe schieben, musste er begreifbare und nachvollziehbare Erklärungen finden und geben. Er musste somit seinen Mitmenschen wie ein Ketzer vorgekommen sein, wie einer, der die Möglichkeiten der Götter in Frage stellte. Womöglich aber war es genau diese Situation, die ihn dazu brachte, den Verlauf einer Krankheit genauestens zu beobachten und zu studieren. Nur so war es ihm möglich, dem Anspruch zu genügen, Krankheiten rational ohne die Zuhilfenahme der Götterwelt zu erklären.

Der Corpus Hippocraticum

Bedingt durch die Ausbildung von Ärzten entstanden nicht nur die Ärzteschule von Kos, sondern auch die ersten Werke des Corpus Hippocratium. Der genaue Umfang dieser Sammlung ist nicht bekannt, es kann von 60-70 Schriften ausgegangen werden. Welche davon aus der Zeit des Hippokrates stammen oder gar selbst von ihm verfasst wurden, ist heute unklar und wird viel diskutiert. Vielmehr sollte davon ausgegangen werden, dass unter dem Corpus Hippocratcum Texte zu verstehen sind, die in seinem Namen und seiner Lehrauffassung der Heilkunde entstanden sind, ähnlich der Publikationen der Fraunhofer-Institute, die nicht durch Joseph von Fraunhofer selbst verfasst wurden. Eines zeichnet diese Schriften aber mit Sicherheit alle aus, sie sind nicht nur für Experten, sondern auch für Laien geschrieben und sollten wohl einer breiten Masse an Lesern zur Verfügung gestellt werden. Womöglich um auch dem letzten Skeptiker zu zeigen, dass Krankheiten rational erklärbar sind. Diese breit gefächerte Art der Publikation scheint im ersten Moment im Widerspruch zu einem Abschnitt im hippokratischen Eid zu stehen:

[...]
Ich werde den, der mich diese Kunst gelehrt hat, gleich meinen Eltern achten, ihn an meinem Unterricht teilnehmen lassen, ihm wenn er in Not gerät, von dem Meinigen abgeben, seine Nachkommen gleich meinen Brüdern halten und sie diese Kunst lehren, wenn sie sie zu lernen verlangen, ohne Entgelt und Vertrag. Und ich werde an Vorschriften, Vorlesungen und aller übrigen Unterweisung meine Söhne und die meines Lehrers und die vertraglich verpflichteten und nach der ärztlichen Sitte vereidigten Schüler teilnehmen lassen, sonst aber niemanden.
[...]

Das klingt im ersten Moment sehr eingeschränkt, seine Söhne, die seines Lehrers, und die vertraglich verpflichteter, sonst aber niemanden teilnehmen zu lassen. Dabei wird leicht der Teil „ärztlichen Sitte vereidigten Schüler teilnehmen“ überlesen. Das ist mehr als Indiz für seriöse Arbeit als eine Art Ausgrenzung zu sehen. Im Grunde durfte, ja sollte, sogar jeder das Wissen des Hippokrates und später der hippokratischen Schulen erhalten und zur Verfügung gestellt bekommen. Er sollte aber ganz und gar bei der Sache sein und die Heilkunde ganz im rationalen Sinne des Hippokrates betrachten, ohne Wenn und Aber, und nichts mit den in der Zeit üblichen medizinischen Geheimbünden zu tun haben.

Die Humorallehre

Eine seiner ganz berühmten Arbeiten ist sicherlich die Humorallehre oder Humoralpathologie. Er entwickelte sie aus der „Vier-Elemente-Lehre“ des Empedokles indem er dessen Elementen Körpersäfte zuordnete.

  • Luft = Blut
  • Wasser = Schleim
  • Feuer = gelbe Galle
  • Erde = schwarze Galle

Dadurch dass von einem oder mehreren dieser Körpersäfte zu viel oder zu wenig vorhanden sei, also ein Ungleichgewicht bestehe, entstünden laut Hippokrates alle Krankheiten. Behandelt wurden diese dann dadurch, dass von den Körpersäften, die im Überfluss waren, abgelassen wurde und diejenigen, von denen ein Mangel herrschte, zugeführt wurde.

Narkotika

Opium wird bei Hippokrates nicht erwähnt, obwohl es zu der Zeit schon eingesetzt wurde.

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