18.02.2007
Kleines Trainingslager mit der
LEGIO XV PRIMIGENIA.
Flayer mit Einladung.

Nachdem wir unseren Workshop am Samstagabend beendet haben, ist für den Sonntag ein Foto-Workshop und kleines Probelager geplant. Ich möchte Bilder von mir in der Funktion als Medicus im Contubernium machen und die drei Probanten Nico, Uwe und Stephan, wollen natürlich ihre neuen Schuhe ausprobieren. Alexander hat den Termin dieser Aktion zuvor der Presse mitgeteilt, so dass mit einigen Besuchern zu rechnen war. Das Contubernium befindet sich auf einem alten Bauernhof der mittlerweile als Pferdepension dient.

Medicus LVCIVS FABIVS ANTHIVS

Gegen 13:00 Uhr ist noch nicht allzu viel los und ich kann in Ruhe aufbauen und Gerhild Bilder machen.

Die neuen.

Die Neuen in der Gruppe LEG XV PR. V. l. n. r. Dominik, Uwe, Nico, Stepahn und Thorsten.
Leider ist das Licht in der Halle recht schlecht.

Dominik

Dominik übt sich an der Kornmühle.

Besucher

Es kommen die ersten Besucher und schon bald ist an fotografieren nicht mehr zu denken. Alexander erklärt das römische Militär, Gerhild die römische Küche und ich die antike Heilkunde.

Jan und Dominik

Bis zum Nachmittag haben Jan und Dominik reichlich Korn gemahlen. Wir hatten einige sehr interessierte Besucher und aller Hand damit zu tun, die Fragen der Gäste zubeantworten.

Die Westdeutsche Zeitung (Barbara Ochs) schreibt dazu:

    Jüchen/Wallrath. Es ist kalt, nur fünf Grad über Null. Den Zuschauern wird noch eine Spur eisiger um die Füße, wenn sie Alexander Schneider und seine Mannen beobachten, denn sie laufen im Freien mit nackten Beinen und in Sandalen herum. "Nur wenn man ruhig auf der Stelle steht, friert man, aber die Tunika wärmt sehr gut, denn sie ist aus dicker, gewalkter Wolle", versichert Alexander Schneider. Sich einfach eine Winterjacke anziehen - heute unmöglich, denn Schneider ist Gründer der Römerkohorte "Legionis XV primigeniae". Anders als viele tausend Karnevalsfans auf den Straßen trägt die Kohorte vom Niederrhein keine Kostüme, sondern ausschließlich authentisch nachempfundene und zum größten Teil selbst hergestellte Kleidung, wie sie von antiken Säulen und Darstellungen bekannt ist. Untertunika, Tunika aus gewalkter Wolle, mit einem Gürtel um die Hüfte gerafft, darüber ein acht Kilo schwerer Schienenpanzer aus Eisen, selbst genähte Schuhe aus Leder, Soldatenhelm, ein Schwert, ein Wurfspeer, ein Schild - das ist die Grundausrüstung für einen Legionär. Vieles wird selbst hergestellt, anderes wie der Schienenpanzer muss im Fachhandel für Experimentalarchäologie gekauft werden, wenn sich kein talentierter Hersteller findet. Das ist kein günstiger Spaß: "Die Basisausstattung in durchschnittlicher Qualität kostet etwa 1500 Euro", weiß Alexander Schneider alias Caius Cassius Geminus und Zenturio der - mit sechs Männern, zwei Frauen und zwei Jugendlichen etwas kleinen - Kohorte. Von den Gagen ihrer Auftritte, etwa bei "Brot und Spiele" in Trier, kauft sich die im Februar 2005 gegr¨ndete Legion XV nach und nach weitere Ausrüstungsgegenstände hinzu. Das ist überaus wichtig, denn die Experimentalarchäologie lebt vom Ausprobieren. Und so nutzt der Zenturio jede Gelegenheit, um mit den anderen Soldaten den Kampf zu üben. Beliebter Gegner dabei ist Numerus Mallius Capito alias Nico Müller. Mit Holzschwert und Weidenschild ausger¨stet, gehen sie aufeinander zu, taxieren sich, verfolgen hochkonzentriert jeden Schritt des Gegners. Schließlich macht der Zenturio einen Schritt nach vorn und versucht am Schild vorbei den Gegner durch einen Stich zu treffen. Doch das fast mannshohe Weidenschild schützt vor dem spitzen Übungsschwert. "Die römischen Soldaten haben nicht wie die Ritter mit dem Schwert geschlagen, sondern zugestochen. Durch die hohe Infektionsgefahr wurden selbst kleine Wunden zur tödlichen Verletzung", erklärt Schneider. Zuvor hatte der Soldat meist schon das Pilum, seinen Wurfspeer auf den Gegner geschleudert. Traf er damit das Schild, verbog sich die Spitze des kiloschweren Speers und er konnte nicht mehr aus dem Schild gezogen werden. Der Gegner war dadurch in seiner Bewegung behindert und warf meist den Schild von sich. Anstrengend und ungewohnt sind die Kämpfe mit dem Holzschwert für Nico Müller, der noch Legionär in Probezeit, so genannter Probatus, ist. Doch verletzt wird niemand, und selbst wenn: beim Workshop war ein Medicus immer zur Stelle. Oliver Teske, im wahren Leben Programmierer aus Oberursel, hat sich auf die Medizin des 2. Jahrhunderts nach Christus spezialisiert und passt deshalb gut zur Römerkohorte Niederrhein, die sich am 1. Jahrhundert orientiert. Seine Frau Gerhilde und Sohn Jan sind ebenfalls mit von der Partie und steuern Wissen bei. "Hefe kannten die römischen Soldaten noch gar nicht, sondern sie benutzten Most zum Brotbacken", erklärt Gerhilde Teske, deren eigentliches Fachgebiet das antike Badewesen ist. Das war auch Alexander Schneider neu, der gerade einem Probatus das Mahlen mit der Basalthandmühle zeigte. Später wurde in dem offenen Kamin der Mannschaftsstube, des Contuberniums, auch noch die typische Soldatenmahlzeit gekocht: ein Brei aus Weizenschrot mit Gemüse. Ganz nach dem Motto: Leben vom Ausprobieren.

© V.1.2 20.03.2007 OT Seitenaufruf Seit dem 18.03.2007: