Leider sieht man auf Römerfesten immer öfter, dass Darsteller mit modernen Gürteltaschen rumlaufen. Wenn man Glück hat, sind es wenigstens Taschen aus dem Mittelalter. Freilich kenne ich das Problem selbst: Man ist auf einem Römerfest und macht mal Pause um befreundete Händler zu besuchen, man findet etwas schönes, das man kaufen möchte und zückt das moderne Portmonee. Das ist schon ein unschönes Gefühl, aber was will man machen. Zum Glück kannten die Römer auch schon Geld und das Problem es aufzubewahren. Leider gibt es nicht gerade viele belegte Geldbeutel. Aber es gibt sie. Den Bau eines solchen möchte ich hier zeigen und eine Anleitung liefern. Zugegeben es ist nicht ganz einfach und nicht in ein bis zwei Stunden gemacht. Und etwas Erfahrung mit Lederarbeiten ist auch von Vorteil, aber ich denke, dass mit dieser Anleitung auch ein Ungeübter zurecht kommen wird. Irgend wann muss man ja mal mit irgendetwas anfangen, um Übung und Spaß an Leder zu bekommen. Über Rückmeldungen und Erfahrungsaustausch würde ich mich sehr freuen und eines ist sicher, man wird über seinen ersten Beutel sehr stolz sein, auch wenn er nicht so 100% geworden ist wie man es sich vorgestellt hat.
Sollte diese Bauanleitung an der einen oder anderen Stelle als ungenau oder nicht ausreichend erscheinen, bitte ich um entsprechende Rückmeldungen um die Bauanleitung erweitern oder ändern zu können.
Als Grundlage für diesen Ledergeldbeutel dient ein Fund aus Holland, aus Barger-Compascuum in der Provinz Drenthe. Dort hat ein Mann im November 1952 in einer Moorgegend unter einem Büschel Wollgras, welches in der Gegend aber nicht üblich zu sein scheint, den Fund gemacht. In seiner Brotdose hat er dann die Münzen, ein Stück Ledergürtel und den Beutel mit nach Hause genommen. Bei den Münzen handelt es sich um 312 römische Silberdenare, von denen die jüngste Münze von Kaiser Commodus und die älteste von Nero stammt. Da Commodus von 180 - 192 n. Chr. Kaiser war, kann der Geldbeutel wohl in das späte 2. bis frühe 3. Jh. n. Chr. datiert werden. Die Frau des Finders hat dann leider die Lederreste zu Hause mit einer wohl recht harten Bürste gründlich gereinigt, was dem Lederbeutel geschadet hat, denn dadurch ging zumindest ein Stück der Lochverstärkungen verloren.
Trotz der gründlichen Reinigung des Leders konnte der Beutel rekonstruiert werden. Die sehr gute Publikation des Fundes durch K. Schlabow lässt nur wenig Spielraum für unsichere Interpretationen bei der Rekonstruktion zu.
Viel Spaß
LVCIVS FABIVS ANTHIVS
Evtl. ist der Eine oder Andere auch daran interessiert eine solchen
Ledergeldbeutel nach zu bauen. Daher habe ich die Bauanleitung in einem
PDF - Dokument zusammen gefasst und stelle sie hier Jedermann zur
Verfügung.
Freuen würde ich mich über
Nachbauten, Verbesserungsvorschläge und eine Verbreitung der
Bauanleitung, wenn ich namentlich erwähnt werde.
Ärgern würde ich mich wenn ich meine Bauanleitung
irgendwann mal, ohne mich namentlich zu erwähnen, in einer Anderen
Publikation wiederfinden würde.
Der original Fund.
Der fertige Beutel.
Die Ziernaht.
Das Geflecht.
Die Randumfassung.