Schon vor einiger Zeit hat Markus Neidhardt von „Replik” mir eine römische Feinwaage abgegossen, die mir Frau Dr. Hallmann zu diesem Zweck geliehen hatte. Natürlich wollte ich die Waage auf Veranstaltungen mitnehmen, um sie zusammen mit meinem Ärztebesteck vorzuführen und zu erklären. Doch leider fehlte mir eine geeignete Transportverpackung für die feine diffizile Waage. Selbstverständlich sollte die Verpackung, wenn schon nicht belegt, wenigstens halbwegs authentisch aussehen. Also besorgte ich mir zwei Buchenbretter, um ein Kästchen für die Waage zu bauen; eine Idee hatte ich schon im Kopf.
Ich will hier zeigen, wie ich das Kästchen gebaut habe. Nicht dass ich davon ausgehe, dass jemand das Kästchen nachbauen möchte, aber eventuell kann diese Beschreibung als Anregung dienen, um für andere Gegenstände ein ähnliches Kästchen zu bauen oder aber um wenigstens als Diskussionsgrundlage für ein belegtes Kästchen verwendet zu werden. Über Rückmeldungen würde ich mich sehr freuen.
Viel Spaß
LVCIVS FABIVS ANTHIVS
Als erstes erstelle ich eine Zeichnung, wie ich mir das Kästchen vorstelle. Die Waage wie auch die beiden Waagschalen sollen sicher in Fächer liegen, so dass ein zusätzliches Einwickeln oder Einpacken, um ein Verkratzen zu vermeiden, nicht mehr nötig ist. Dazu soll das Kästchen aus drei Einzelteilen bestehen: einem Deckel, den Fächern und einem Boden. Da meine Buchenholzbrettchen nicht dick genug sind, muss ich die Fächer aus zwei Lagen Brettchen fertigen.
Nachdem die Zeichnung fertig ist und alle Maße feststehen, säge ich mir vier gleichgroße Brettchen aus meinem Buchenholz zu: eines für den Deckel, zwei für die Fächer und eines für den Boden. Dabei gebe ich zu den Außenmaßen 1-2 mm zu, um später ein wenig Luft zum Glattschleifen zu haben.
Auf eines der Brettchen übertrage ich jetzt die Fächereinteilung wie auf meiner Zeichnung. Da ich vorhabe die Fächer für die Waagschalen mit einem Kreisbohrer zu bohren, bohre ich die Löcher für die Zentrierspitze des Kreisbohrers vor. Danach lege ich das zweite Brettchen bündig unter das erste und bohre durch eine der beiden Vorbohrungen des oberen Brettchens auch das untere vor. Bevor ich das zweite Loch durch das untere Brettchen bohre, stecke ich einen Holzdübel durch beide Brettchen, um sicher zu stellen, dass beide Löcher auch parallel ohne Versatz übereinander sitzen. Mit dem Kreisbohrer bohre ich dann die beiden Löcher für die Waagschalen. Das Fach für die eigentliche Waage säge ich mit der Stichsäge aus, wobei ich zuerst das obere Brettchen säge und dann mit einem Stift das ausgesägte Fach wie mit einer Schablone auf das zweite Brettchen übertrage. Um sicherzustellen, dass bei dem Übertragen nichts verrutscht, bringe ich zuerst die Bohrungen für die Holzdübel an und fixiere mit zwei Dübeln beide Brettchen leicht. Nachdem in beiden Brettchen die Fächer gesägt sind, fixiere ich die Brettchen erneut mit zwei Dübeln übereinander und bereinige leichte Ungenauigkeiten mit einer Feile.
Wenn alle Durchbrüche für die Fächer und Dübel in den zwei Brettchen angebracht sind, lege ich das Bodenbrettchen unter die zwei anderen Brettchen und übertrage die Bohrungen für die Holzdübel, die das Kästchen später einmal stabil zusammen halten sollen.
Jetzt kann das Bodenbrettchen mit den beiden Fächerbrettchen zusammen verleimt und verdübelt werden. Ich spare nicht mit Holzleim und schlage die Dübel so weit ein, dass sie auf beiden Seiten rausschauen. So kann ich später von beiden Seiten die Phasen der Dübel abschleifen.
Mit Schraubzwingen presse ich die drei Holzlagen fest zusammen und lasse den Leim über Nacht trocknen. Man sollte etwas unter die Schraubzwingen legen, um Druckstellen zu vermeiden.
Nach dem Trocknen des Leimes über Nacht können die Schraubzwingen wieder abgenommen werden.
Jetzt kann das Kästchen mit einem Bandschleifer in Form gebracht werden. Zuerst schleife ich die Holzdübel oben und unten mit den Brettchen plan. Danach die vier Seiten. Mit einem Schwingschleifer poliere ich dann alle vier Seiten und phase die Kanten und Ecken leicht an. Jetzt mache ich noch zwei Bohrungen am Rand durch das Kästchen und befestige den Deckel an das Kästchen mit dünnen Lederschnüren so, dass man ihn wie bei einer Wachstafel auf- und zuklappen kann. Um das Kästchen etwas widerstandsfähiger gegen Feuchtigkeit zu machen, reibe ich es mit Olivenöl ein.