Die Wasserversorgung.
Aquaedukt.
Bild 1: Aquaedukt (Vussem).

Das Wasser für die Thermen wurde über riesige Aquädukte - römische Wasserleitung - in die Städte gebracht.

Doch wer die Fülle des Wassers sieht, das so geschickt in die Stadt geleitet wird, um öffentlichen Zwecken zu dienen - Bädern, Häusern, Rinnsteinen, Vorstadtgärten und Villen; wer die hohen Aquädukte betrachtet, die erforderlich sind, um die richtige Beförderung zu garantieren; [...]
PLINIUS d. Ä.

Die Wasserleitungen bestanden aus Holz, Ton, Blei und Steinkanäle. Damit die Anschlüsse in den Thermen vor Kälte geschützt waren, verlegte man sie in den Bedienungsgänge.
In den beheizten Räumen Warmbad (Caldarium), im Kaltbad (Frigidarium), im Schwimmbecken (Natatio) und in den Latrinen waren Wasseranschlüsse - und Abschlüsse angebracht. Getrennt von den Baderäumen, nicht sichtbar für die Besucher, standen in sogenannten Bedienungsräume direkt an den Wänden die Kessel für Kalt - und Warmwasser. Von hier aus konnte die Feuerung und Wasserzuleitung reguliert werden.

Über der Unterfeuerung sind drei Bronzekessel anzubringen, einer für warmes, einer für lauwarmes, einer für kaltes Wasser, und diese müssen so aufgestellt werden, dass soviel, wie an lauem Wasser aus dem Lauwarmwasserkessel in den Warmwasserkessel ausgeflossen ist, aus dem Kaltwasserkessel in gleichem Maße in den Lauwarmwasserkessel einfließt und dass auch die flachgewölbten Räume, die die Wannen enthalten, von der gemeinschaftlichen Unterfeuerung erwärmt werden.
VITRUV, de architectura
Wasserhahn
Bild 3: Wasserhahn.

Mit Hilfe von Bleirohren, die man auf die gewünschte Länge zusammenlöten konnte, wurde das Wasser in die Becken und Wannen geleitet. Über bronzenen Wasserhähne und Absperrventile wurde der Wasserzufluss reguliert.
Eine technische Meisterleistung sind die Wasserhähne und Absperrventile, die aus Bronze gegossen wurden und aus vier Einzelteilen bestanden:

Dem zylindrischen Mittelteil mit zwei Rohrstutzen in der Querachse.
Dem Verschlussstopfen (Kücken).
Der unteren Verschlusskappe.
Dem hölzernen Griff.

Von ebenso großer Bedeutung für den Badebetrieb war neben der Fertigung der Wasserhähne und Absperrventile der Verschlussmechanismus für den Wannenablauf.
Dieser Verschlussteil bestand aus einem bronzenen Zylinder, an dessen Ende eine mit einem Scharnier versehene Kappe befestigt war und das andere Ende mit der Abflussleitung. Durch einen konisch abgedrehten Falz an der Kappe und einen entsprechenden an der Öffnung des Zylinders wurde die Paßgenauigkeit und damit die Dichtigkeit an der Abflussöffnung hergestellt. Der Wasserdruck presste die Kappe fest gegen die Abflussöffnung, so dass der Wasserablauf unterbrochen wurde. Mittels einer Kette, die an der Kappe befestigt war, konnte der Abfluss reguliert werden.
Von all dieser Leistung bekam der Besucher in den Thermen nichts mit.

Ich möchte hier nochmal auf die Wasserversorgung eingehen. Speziell die Funktion der Aquädukte sind wichtig und außerdem sehr interessant. Wie wir wissen ist Wasser der Ursprung aller Dinge, ohne Wasser ist kein Leben ob Mensch, Tier oder Pflanze möglich. Dieses Wissen hatten auch schon die Ägypter, Griechen und Römer. Für die Römer hatte das Wasser nicht nur symbolischen oder göttlichen Charakter, sondern man versuchte es mit technischen Mitteln zu beherrschen. Zisternen bilden die einfachste Art der Wasserversorgung, in denen Regenwasser gesammelt wird. Bäche, Flüsse, Quellen und Brunnen sind dagegen unabhängige Wasserversorger aus denen man schöpfen kann. Das frisches Quellwasser geschmackvoller ist als ein Bach oder Wasser aus dem Fluss wussten auch die Römer. Aus diesem Grund entstanden riesige Aquädukte, die das Wasser von den Quellen in die Städte bringen sollten.

Vitruv schreibt in seinem achten Buch im Vorwort:

[...] Naturforscher und Philosophen haben behauptet, der Urstoff gebe es vier: Luft, Feuer, Erde und Wasser; [...]
VITRUV

Er beschreibt darin, dass auch alle Dinge ohne ihre (belebende) Kraft nicht ernährt werden können.

Ohne Luft kein Atmen, ohne Feuer kein Erwärmen des Körpers und die kräftigen Speisen können nicht richtig verdaut werden. Wenn aber die Lebewesen ohne die Zufuhr der belebenden Kraft des Wassers sind, dann werden sie infolge des Verlustes des Saftes verdörren. [...] Das Wasser aber, das uns nicht nur Trank bietet, sondern durch seine Verwendung unzählige Bedürfnisse befriedigt, bietet einen willkommenen Nutzen, weil es unentgeltlich steht. Wasser ist nämlich ganz unentbehrlich für das Leben, die Freuden des Lebens und den täglichen Gebrauch [...]
VITRUV

In dem ersten Kapitel des achten Buches schreibt er wie man Quellen findet und woran man erkennt ob sie Gesund und Schmackhaft sind. Hat man gute Quellen gefunden, wie man das Wasser zu den Wohnungen und Städten bringt.

Die Leitung des Wassers geschieht auf dreierlei Art: durch Rinnsale in gemauerten Rinnen, durch Bleiröhren oder durch Tonröhren [...] Kommt die Leitung an die Stadtmauer, so soll man ein Wasserschloss errichten und mit dem Wasserschloss verbunden zur Aufnahme des Wasserbehälter [...] Im Wasserschloss lege man 3 Röhrenleitungen an, ganz gleichmäßig verteilt auf die Wasserkästen [...]
VITRUV

Bereits im späten 3. Jh. und frühen 2. Jh. vor Chr. entstanden erste Aquädukte, die das Problem des ständigen wachsenden Wasserverbrauch in Rom lösen sollten. Ein Aquädukt ist eine gemauerte Wasserführung, die das Wasser aus den Bergen bzw. Quellen in die Städte bringt. An der Stadtmauer gelangt das Wasser in ein Verteilerbauwerk -Wasserschloss- welches drei Abflüsse in verschiedener Höhe hat. Der erste Abfluss für alle Bassins- und Springbrunnen, damit das Wasser nicht in den öffentlichen Anlagen fehlt, der zweite zu den Privatbadeanstalten und der dritte Anschluss für die Privathäusern, Villen.
Von dem Verteiler wird das Wasser in Ton- oder Bleiröhren zum sogenannten Endverbraucher gebracht. Obwohl Vitruv in seinem achten Buch die Unterschiede zwischen Ton- oder Bleiröhren hervorhebt, findet man überall tonnenweise Bleirohre.

Leitungen aus Tonröhren haben folgende Vorteile: Erstens, wenn irgendein Schaden an der Leitung eintritt, kann jeder ihn ausbessern. Auch ist Wasser aus Tonröhren gesünder als das durch Blei geleitet.
[...] denn das Blei scheint deshalb gesundheitsschädlich zu sein, weil aus ihm Bleiweiß entsteht. Dies aber soll dem menschlichen Körper schädlich sein.

VITRUV

Tonröhren hatten den Nachteil, dass sie oft dem Wasserdruck nicht standhielten. Man könnte jetzt höhnisch sagen, alle Römer seien an Bleivergiftung gestorben, was so aber nicht stimmt. Die Römer bevorzugten Trinkwasser mit hoher Wasserhärte, was bei den Mengen an Wasser das durch die Bleiröhren floss, schnell zur Verkalkung bzw. Kalkablagerung in den Rohren führte. Im Gegensatz dazu war das Schminken mit Bleiweiss, wie es bei römischen Frauen üblich war, wesentlich gesundheitsschädlicher.

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© V.1.1.1 06.05.2008 OT