Das Gebiet des Lacus Iuturnae ist ein sehr alten Platz auf dem Forum Romanum in Rom.
Es handelt sich dabei nicht, wie der Name vermuten lässt, um einen See
(Lacus = lat. der See), sondern um eine Quellteich der Iuturna. Die Bedeutung der
Quelle selbst geht in der Tat bis in archaische Zeit zurück. Um den Platz
ranken sich wenigstens drei mystische Geschichten:
Ovid erzählt (Ovid Fasti II. 583-616), dass sich der Gott Jupiter in Iuturna
verliebt, diese sich aber vor ihm versteckt unter anderem bei den Nymphen. Wie in
der griechischen und römischen Mytologie üblich gibt, es dann ein
ziemliches hin und her, auf das ich jetzt nicht eingehen möchte, da es zu
weit führen würde. Am Ende hat Iuturna jedenfalls die Aufsicht über
sämtliche Quellen und Flüsse in Latium übertragen bekommen.
Von Vergil erfahren wir, dass sie die Schwester des Königs Turnus der Rutuler
sei und ihrem Bruder beim Kräfte messen gegen Aeneas geholfen habe.
In der Zeit zwichen 509 und 493 v. Chr. (das genaue Datum ist nicht bekannt)
sollen hier die Dioskurenzwillinge (Kastor und Pollux) nach der berühmten
Schlacht am See Regillus ihre Pferde getränkt haben.
Das Wasser aus der Quelle galt als Heilwasser, wurde aber auch bei rituelle Handlungen wie Opferungen eingesetzt. Archäologisch deutlich fassbarer wird es dann im 1. Jh. n. Chr., als Sextus Iulius Frontinus in seinem Werk "De aquis urbis Romae" beschreibt, dass sich die Menschen bis zum Bau des ersten Aquädukts 312 v. Chr. unter Appius Claudius ihr Wasser aus dem Tiber, Brunnen und wenigen Quellen in Rom besorgen mussten. Dabei ist von "Genesung" bringenden Quellen in Rom die Rede, darunter dürfte auch die Iuturna-Quelle fallen.
Bereits in republikanischer Zeit baute man für den Quellteich ein Marmorbecken und stellte auch zwei Statuen der Dioskurenzwillinge auf. In älteren Publikationen ist zu lesen, dass der Bau des Marmorbecken und die Aufstellung der Dioskurenstatuen auf Metellus (117 v. Chr.) zurückgehen. Neuere Untersuchungen gehen dagegen von Lucius Aemilius Paulus aus (vor 160 v. Chr.). Wie auch immer, sicher ist, dass das Bodenniveau, von damals, ca. 1 m unter dem heutigen augusteischen liegt und somit sicher republikanisch ist. Auch das verwendete Mauerwerk aus opus quasi reticulatum ist typisch für die Zeit zwischen dem 3. und 2. Jh. v. Chr. Es kann aber wohl davon ausgegangen werden, dass Metellus die Anlage 117 v. Chr. erneuerte. Die Anlage wurde dann im Laufe der Zeit immer wieder restauriert und umgebaut. Das heutige Aussehen entspricht weitgehend dem Umbau durch Kaiser Trajan.
Hinter dem Quellbecken befand sich ein Gebäude aus republikanischer Zeit, das zuletzt unter Kaiser Konstantin umgebaut wurde. In dem Gebäude befindet sich eine so genannte "Ädikula" (lat. aedicula = Tempelchen), die der Iuturna geweiht war. In diesem Gebäude fand man auch eine Statue des Heilgottes Asklepios, was als Indiz dafür angesehen werden kann, dass die Quelle als heilbringend galt.