Will man nach den mythologischen Anfängen der antiken Heilkunde suchen, muss man zurück bis in die griechische Mythologie. Eine besondere Person ist sicher ohne Zweifel der Asklepios, um dessen Lebensgeschichte sich verschiedene Mythen ranken. Deutlich wird das bereits bei seiner Geburtsgeschichte, zu der wir drei antike Schriftsteller heranziehen können, Hesiod, Pindar und Pausanias. Hesiod war ein griechischer Viehzüchter und Bauer, der etwa um 700 v. Chr. gelebt hat. Seine Werke beschäftigen sich unter anderem auch mit der griechischen Mythologie und stellen eine deren Hauptinformationsquelle dar. Leider sind seine Schriften über Asklepios nur fragmentarisch erhalten geblieben.
Nach Hesiod könnte sich die Geburt des Asklepios wie folgt abgespielt
haben:
Apollo, dem Sohn des Zeus, sagt man nach, er könne alle Wunden heilen.
Er erwartet von der sterblichen Koronis (In Messene auch Arsinoe genannt),
Tochter des Lapithenkönigs Phlegyas, ein Kind. Diese aber betrügt
Apollo und entscheidet sich für einen Fremden, einen kräftigen
Waldmenschen aus Arkadien. Die Hochzeitsfeier zwischen Koronis und dem
Fremden wird durch einen weißen Raben (Raben waren zu der Zeit noch
alle weiß), einem Diener Apollos, beobachtet. Dieser fliegt daraufhin
sofort nach Delphi und berichtet ihm von der Untreue. Apollo verflucht
vor Zorn den Raben, der darauf schwarz wird. Noch immer erzürnt
erzählte Apollo seiner Schwester Artemis (griechische Göttin
unter anderem für die Jagd; die römische Göttin Diana
wurde an sie angeglichen) von dem Betrug, worauf diese einen ganzen
Pfeilköcher voller Pfeile auf Koronis und ihre Hochzeitsgäste
verschießt und alle tötet. Als der Leichnam der Koronis
verbrannt werden soll verspürt Apollo Reue für seine Eifersucht
und die Taten seiner Schwester. Doch kann niemand mehr der toten Koronis
helfen, aber den ungeborenen Asklepios kann durch Hermes (griechischer
Götterbote, bei den Römer Merkur) aus dem Leibe der toten
Koronis schneiden und ihm so das Leben retten. Apollo bringt daraufhin
den kleinen Asklepios zum weisen Centauren Cheiron (Centauren:
Pferdemenschen der griechischen Mythologie) auf den Pelion (Pilion), wo
er aufwächst. Der Gebirgszug Pelion (ca. 1543 m über N.N.) liegt
in Mittelgriechenland und ist für seine gute Luft, die Wälder,
die Heilkräuter und sauberen Quellen bekannt. Dort leben die
Centauren. Cheiron wohnt in einer Höhle auf dem Gipfel des Pliassidi.
Dieser lehrt dem Asklepios dann die Heilkunde. Darunter die Fächer
Chirurgie und Kräuterkunde.
Pindar, ein griechischer Dichter, der vom späten 6. Jh. v. Chr. bis Mitte des 5. Jh. v. Chr. lebte, beschreibt die Geburt Aklepios ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass er den Raben als Götterbote nicht mehr erwähnt.
Pausanias, der vom frühen bis zum späten 2. Jh. n. Chr. lebte, war eigentlich ein Geograph, betätigte sich aber auch als Geschichtsschreiber. Er erzählt eine ganz andere Version der Geschichte. Pausanias berichtet, dass die schwangere Koronis auf dem Myrtion bei Epidauros auf der südgriechischen Halbinsel Peloponnes ihren Sohn Asklepios zur Welt brachte. Koronis soll dort auf dem Zitzenberg das Kind zurück gelassen haben. Eine Ziege und der Hund des Hirten Aresthanas fanden das Kind, säugten und beschützten es.
Die Frage nach dem Geburtsort des Asklepios muss also unbeantwortet bleiben. Interessant wäre zu wissen, auf welchen Grundlagen und unter welchen Umständen die drei antiken Autoren ihre Schriften verfassten. Dieses würde aber wieder ein sehr intensives Studium und viele Recherchen zu den Autoren erfordern und würde hier sicherlich den Rahmen sprengen.
Asklepios hatte eine Frau namens Epione (die Lindernde, Mutter der Asklepiaden), vier Töchter, Iaso (die Heilende), Aegle (Glanz bzw. Schimmer), Hygieia (Gesundheit) und Panakeia (Allheilerin), sowie die vier Söhne Euamerion (glücklicher Tag), Machaon, Podalirius und Telesphoros (der Zum Ziele Führende; ein Dämon der Genesung).
Telesphores wird oft als eine kleine Person, die einen dicken Mantel und Mütze trägt, dargestellt und soll so die Gestalt eines wieder Gesundenden repräsentieren. In Pergamon heißt er Telesphores, in Epidauros Akesis, was soviel wie Heilung bedeutet, in Titane (Sikyon) Euamerion, was Dämon des Wohlbefindens heißt, und in Makedonien Darrohn, der des guten Mutes.
Asklepios wurde von Cheiron so gut in der Heilkunde unterrichtet, dass er es sogar schaffte, Tote zum Leben zu erwecken. Darunter befanden sich Glaukos - dessen Identität unbeantwortet bleiben muss, da es mehrere Personen mit diesem Namen gab - sowie Lykurgos - der auch nicht eindeutig zugeordnet werden kann, da es mehrere Sagengestalten der griechischen Mythologie mit diesem Namen gibt - des weiteren der Sohn des Königs Minos und Hymenäus.
Diese Kunst des Asklepios, Tote zum Leben zu erwecken, verärgerte Hades, den Gott der griechischen Unterwelt, so sehr, dass dieser sich bei seinem Bruder Zeus beschwerte. Dieser schleuderte daraufhin mit einem Blitz, den er von den Kyklopen (Zyklopen) hatte, Asklepios in die Unterwelt. Verärgert über den Mord an seinen Sohn, tötet Apollo die Kyklopen. Deswegen musste er für einige Zeit als Strafe den Götterhimmel verlassen, um bei dem König Admet (Admetos) von Pharei Schafe zu hüten.
Etwa ab dem späten 6 Jh. v. Chr. wird Asklepios in den
Götterhimmel gehoben, er zählt somit zu den "Jungen Göttern".
Aber nicht nur er alleine wird vergöttert, seine Frau Epione,
seine beiden Söhne Machaon und Podalirius und seine vier Töchter
Iaso, Aegle, Hygieia und Panakeia. Später kommt noch als dritter
Sohn Telesphores hinzu. Seine Frau Epione und die drei Töschter
Iaso, Aegle und Panakeia spielen in der "antiken - Heilkunde" und
Mythologie keine so bedeutende Rolle, aber seine beiden ersten
Söhne Machaon und Podalirius kämpfen in der Ilias und treten
dort als Wundheiler auf. Machaon wird Spezialist für innere
Krankheiten und Podalirius für die äußeren Erkrankungen.
Seine Tochter Hygeia wird mit ihm fast auf eine Stufe gestellt.
Hygeia ist es, die mit ihrem Vater am Anfang der Hippokratischen Eides
genannt wird.
Als Konkurrent zu Asklepios ist der alexandrinische Heilgott Sarapis zu
nennen.
Als Attribute des Heilgottes Asklepios sind zu nennen:
•Die Schlange als Sinnbild der Selbstverjüngung
•Der Stab, da er als Wanderarzt viel zu laufen hatte
•Die Schale für den heilenden Trank
•Stehend in freier Haltung oder meditierend
•Bärtig und dem Zeus ähnlich, nur freundlichere Züge.
D.h. Asklepios wird in der Regel als Vatergottheit dargestellt, obwohl es sich nicht um
eine solche handelt.
•Einfache Kleidung, z.B. Philosophenmantel.
Die Kleidung entspricht für gewöhnlich der eines attischen griechischen Bürgers
aus dem 5. Jh. v. Chr. Damit soll wohl der bürgerliche Charakter betont werden.
•Bisweilen mit turbanartiger Kopfbinde oft aber auch nur mit einer schmalen Binde
im Haar, die die Haare dicht am Kopf hält.
Eine sicherlich interessante Frage ist die, ob Asklepios eine mythologische oder historische Person darstellt. Im Allgemeinen sind wir geneigt in Asklepios eine mythologische Person zu sehen, aber die Herren J. Emma und Ludwig Edelstein haben 1945 versucht, in Asklepios eine historische Person zu sehen, also eine Person, die etwa 700 Jahre vor Hippokrates gelebt haben könnte und später von den Menschen in den Götterhimmel versetzt wurde. Ein Gedanke, der nicht ganz von der Hand zu weisen ist, denn Hippokrates, an dessen Existenz niemand zweifelt, behauptet von sich, der 18 Nachfahre von Asklepios zu sein. Des weiteren lässt Homer die beiden Söhne des Asklepios, Machaon, Podalirius in der Ilias mitspielen. Als bekräftigend kann auch berücksichtigt werden, dass Asklepios zu den späten Götter der Griechen gezählt wird, also erst dazu gerechnet wurde als die meisten griechischen Götter schon existierten. Einen ähnlichen Prozess kennen auch die Christen, die Jesus an die Seite ihres Gottes setzten. Aber auch über diese Frage kann und muss spekuliert werden.
Spuren des Asklepios, dem Gott der Heilkunde, finden wir noch heute. Zum Beispiel den Asklepiosstab bei Apotheken und Medizinern. Als Symbol für Medizin und Heilkunde wurde er allerdings erst in unserer modernen Zeit gesehen, seit am 23. April 1868 die preußischen Militärärzte den Asklepiosstab als ihr Erkennungszeichen trugen. In der Antike galt der Schröpfkopf als Erkennungssymbol für Ärzte und Heilkundler. Die Spuren der griechischen Mythologie finden wir auch am Himmelszelt, wo uns Asklepios als Sternbild Schlangenträger am nördlichen Sternhimmel begegnet.
Bei der Asklepios Statue (Bild links) handelt es sich um einen Fund aus Anzio. In
römischer Zeit trug der Ort den Namen Anthium. Anzio liegt ca. 60 km
südlich von Rom und gehört zu der Provinz Rom in der italienischen Region
Latium. Zur Zeit der römischen Antike war Anthium ein Badeort der vornehmen
Römer.
Die Asklepios-Rundplasik stammt wohl aus einer Zeit nach 1711, wurde aber nach einem
Vorbild aus dem späten 4. Jh. v. Chr. gefertigt. Als Material verwendete man
dunklen Marmor (bigio morato).
Einige Stellen wie verschiedene Lockenpartien, die rechte Hand mit Teil des Stabs
und der Schlange, der Vorderteil der Basis und der größere Teil des linken
Fußes mit dem Mantelende wurden ausgebessert.
Bevagna liegt an der Via Flaminia, etwa 140 Km nördlich von Rom in der Provinz Perugia.
Die Rundplastik aus griechischem Marmor wurde auf dem Forum Romanum im Bereich des "Lacus Iuturnae" (Juturna-Quelle) gefunden. Die Statue zeigt Asklepios mit einem Jungen bei der Opferung eines Hahnes. Leider ist der Kopf des Jungen sowie der Kopf und der rechte Unterarm des Asklepios nicht mehr erhalten.
Eine römische Kopie aus Marmor, nach einem Vorbild aus dem 4. Jh. v. Chr. Gefunden wurde die Statue in der kleinen Gemeinde Frascati, die etwa 21 km südöstlich von Rom liegt und in der Antike ein beliebter Ort für den Sommeraufenthalt war.
Diese Asklepios-Statue wurde im 18. Jh. Zusammengesetzt. Der Torso aus einem feinkörnigen Marmor entstand etwa in der ersten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr., während der Kopf aus einem grobkörnigeren Marmor aus der zweiten Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. stammt. Der rechte Arm, der Asklepiosstab mit Natter und die Füße wurden ergänzt. Obwohl die Statue zusammengesetzt und ergänzt wurde, entspricht die Rekonstruktion einer typischen Asklepios-Statue.
Asklepios-Kopf aus griechischem Marmor. Der Kopf ist eine Kopie aus der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts von einem Originals aus dem 4. Jahrhundert v. Chr.
Ein Kopf des Asklepios aus Kalkstein, gefunden bei Trier an der Mosel.
1.-2. Jh. n. Chr.
Eine römische Kopie etwa aus der Zeit um 400 v. Chr.
Ein Asklepios-Kopf aus Marmor, Anfang 4. Jh. v. Chr. Auch hierbei handelt es sich um eine römische Kopie. Als Vorlage könnte ein Kultbild aus dem Asklepiosheiligtum in Athen gedient haben.
Die Statue zeigt Hygieia, die Tochter von Asklepios, mit der für sie typischen Schlange und einer Schale.
Kopf der "Hygieia tipo Hope", der Hoffnungsbringerin. Der Kopf wurde in augusteischer Zeit nach einem Vorbild aus dem 4. Jahrhundert vor Chr. gefertigt.
Im Park der Villa Borghese (Rom) steht dieser Rekonstruktionsversuch von Cristoforo Unterperger und den beiden Architekten Antonio und Mario Asprucci aus dem Jahre 1786. Es wurde nur die Säulenvorhalle rekonstruiert, die Cella fehlt. Der Ort ist willkürlich gewählt. Für die Antike ist an dieser Stelle kein Tempel belegt, aber schön anzusehen ist er auf jeden Fall.
Hier an der Tiberinsel bei Rom soll zwischen 293 und 289 v. Chr. der Sage nach Asklepios in Form einer Schlange an Land gehangen sein. Daraufhin wurde dort dem Heilgott ein Tempel errichtet, der 289 v. Chr. eingeweiht wurde. Heute ist von dem eigentlichen Tempel nichts mehr zu sehen, stattdessen steht an diesem Ort heute die Kirche San Bartolomeo. Bemerkenswert ist, dass sich auf der Insel noch heute ein Krankenhaus befindet.
Der Tempel "Tempio tetrastilo (I,XV,2)" steht in der antiken Hafenstadt Ostia und stammt aus dem Ende des 2. Jh. v. Chr., also aus republikanischer Zeit. Vor ihm stand ein Altar aus Tuffgestein. Es kann nicht mit eindeutiger Sicherheit gesagt werden, dass der Tempel dem Asklepios geweiht war, aber zwei gefundene Statuenfragmente legen dies nahe. In der Cella fand man eine Statue, bei der es sich um die Asklepios-Tochter Hygieia handeln könnte. Die weibliche Statue hält in einer Hand eine Pyxis (ein runder Behälter, meist eine runde Dose mit Deckel), trägt aber den Kopf von Lucilla, der Ehefrau des Lucius Verus. Somit ist es möglich, dass Lucilla als Hygieia dargestellt wurde. Des Weiteren fand man vor den Stufen des benachbarten Hercules-Tempels den Rumpf und Kopf einer sitzenden bärtigen Vatergottheit, bei der es sich um Asklepios handeln könnte - Asklepios war zwar keine Vatergottheit, wurde aber in der Regel als solche dargestellt. Die Fragmente der Statue wurden auf das 1. Jh. v. Chr. datiert. Allerdings ist es möglich, dass sie nicht von dem Tempel stammen, sondern von der benachbarten Therme "Terme del bagnino Buticosus (I,XIV,8)". Daher kann nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass es sich bei dem Tempel aus republikanischer Zeit um einen dem Asklepios geweihten Tempel handelt.